Wie kauft man die perfekte Ware ein?
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10. June 2021Interview mit Sandra Repking Teil 2
Im ersten Teil des Interviews hat uns Sandra Repking von SR Fashion Concept viel über die Arbeit beim Einkauf, wie man den Trends auf der Spur bleibt und wie man flexibel auf Marktveränderungen reagieren kann. In diesem zweiten Teil geht es nun um die Unterstützung dieses Bereichs durch Tools. Wobei können sie helfen? Welche Informationen können sie liefern? Wie erleichtern sie die Arbeit?
Über all das spricht Einkauf-Expertin Sandra Repking mit uns und gibt Tipps, wie man mit den Tools besonders gut zusammenarbeiten kann.
Liebe Sandra, wie werden üblicherweise Wettbewerbsanalysen in der Fashion-Branche durchgeführt?
Sandra Repking: Ich glaube, da besteht gar kein riesen Unterschied zu anderen Branchen. Die große Frage ist: Wer ist eigentlich mein Wettbewerber? Das ist ja nicht nur derjenige, der exakt das gleiche Sortiment hat wie ich. Es ist vielleicht auch der Supermarkt um die Ecke, der jetzt gerade mit einer Aktion meine Zielgruppe anspricht. Aber man kann nicht immer alle beobachten. Man muss sich fokussieren.
Man muss Marktbeobachtung und Wettbewerbsanalyse unterscheiden. Beim Markt beobachte ich: Wohin entwickelt er sich? Was wollen die Kunden? Wie entwickelt sich das Angebot? Wie entwickeln sich Trends? Bei der Wettbewerbsanalyse schaue ich mir die Details an: Was macht mein Wettbewerber besser, wo holt er unseren gemeinsamen Kunden eher ab.
Wettbewerbsanalysen kann ich auf dem ganz klassischen Weg machen. Ich kann in die Läden gehen, ich kann im Internet surfen und mich einfach umschauen. Dann wähle ich bestimmte Parameter aus, die ich mir spezifisch angucken möchte, beispielsweise wie die Warenpräsentation ist, wie der Service ist.
Beim Besuch der Läden ist es gut, wenn man nicht aus der Brille des Wettbewerbers schaut, sondern aus der Kundenperspektive. Das ist ja nicht nur in der Modebranche so. Und natürlich kann ich auch Tools benutzen, die meine Analyse schneller und bequemer machen. Das ist wie mit dem Werkzeugkasten: Ich kann den Schraubenzieher nehmen, oder ich kann den Akkuschrauber benutzen. Mit einem Wettbewerbstool wie OnSight kann ich mir sehr viel Arbeit ersparen.
Beobachten und Artikel auszählen kostet viel Zeit. Diese Zeit kann ich mit einem Tool sparen. Weil ich schon mundgerechte Analysen bekomme, beispielsweise über Preislagen, die der Wettbewerber anbietet oder über die Sortimentszusammenstellung. Praktisch, denn diese Zeit kann ich nun nutzen, um mir Gedanken zu machen für Lösungen und neue Sortimentsansätze. Solche Tools sind wunderbar dazu geeignet, mir erst mal einen Grundstock an Informationen zu geben, worauf ich dann meine Lösung bauen kann.
Hat sich die Bedeutung von Wettbewerbsanalysen in den letzten Jahren/Monaten verändert?
Das Thema Online ist viel stärker geworden. Das heißt, meine Wettbewerber sind viel mehr geworden. Auch für den Kunden leichter zugänglich. Früher war es beispielsweise so, dass du in der Kleinstadt als Wettbewerber lediglich nebenan die Boutique hattest oder drei Straßen weiter das Brautmodengeschäft. Aber heutzutage hat jeder Kunde Zugang zu allen möglichen Geschäften.
Jetzt muss ich erst mal herausfinden, wer von ihnen wirklich mein Wettbewerber ist. Bei dieser Analyse helfen auch Tools wie OnSight. Wenn man alle händisch recherchieren und analysieren würde, würde man einige Leute dafür brauchen. Denn es ist wichtig zu wissen, was draußen los ist, um beispielsweise die Marktpreise zu kennen. Welche Angebote bekommt mein Kunde? Wenn ich bescheid weiß, kann ich auch darauf reagieren.
Welche Informationen, die man von OnSight bekommen kann, sind dir da besonders wichtig?
Spannend sind Informationen wie: Welche Preislagen bietet der Wettbewerber in unterschiedlichen Kategorien an? Welche Farben, Formen, Themen stellt er besonders heraus? Wie ist sein Sortiment aufgebaut? Gibt es Neuigkeiten oder vielleicht Aktionen, zu denen mich das Tool informieren kann?
Welche Tipps hast du für jemanden, der für den Einkauf ein Wettbewerbsanalyse-Tool benutzt?
Ich glaube, für den Umgang mit dem Tool ist es in erster Linie wichtig, sich klarzumachen, dass es nicht meinen Job ersetzt. Ich denke, manche Leute befürchten, dadurch überflüssig zu werden. Denn früher wurde natürlich alles händisch analysiert. Da muss ich mir klarmachen, dass so ein Tool eigentlich wie ein Mitarbeiter ist, der mir zuarbeitet. Ich kann solche Tools nutzen, damit sie mir helfen, meinen Job gut zu machen. Sie unterstützen mich und geben mir Hilfestellungen, um Entscheidungen zu treffen. Aber, sie machen nicht meinen Job. Ich sollte mir überlegen und die Parameter dafür festlegen, was ich eigentlich über den Markt oder meinen Wettbewerber wissen will. Und dann lasse ich das Tool analysieren.
So ein Tool liefert eine ganze Menge an Informationen, und so einige sind fast damit überfordert, was es alles kann. Wenn ich aber festgelegt habe, wie es mir zuarbeiten kann, dann sollte ich es einfach benutzen. Das ist wie mit Excel, es ist wesentlich besser in machen Dingen als mein Taschenrechner, aber ich muss nicht jedes Minidetail dieser Software verstehen. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, zu versuchen, die Scheu abzubauen. Offen sein und dem Tool Aufgaben geben – dann hilft es mir und unterstützt mich.
Vielen Dank, liebe Sandra für deine ausführlichen und aufschlussreichen Antworten. Es war mir eine Freude!